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Warum Ashtanga Vinyasa Yoga?

....hmm warum nicht?

Man hört oft, dass es langweilig sei, weil man immer das Gleiche macht. Es wird nicht verstanden, warum man zwischendurch Vinyasas macht und deswegen finden es viele irritierend. Manche meinen wiederum, dass man schon Profi sein sollte, um Ashtanga Vinyasa Yoga zu machen. Nun, das stimmt nicht. Niemand fängt mit Ashtanga an, weil man das gut kann.

Fact ist, dass diese Art von Yoga oft nicht anziehend ist, weil man mit sich selbst und mit den eigenen Grenzen sehr schnell konfrontiert wird. Sei es physische oder psychische Barriere. Da es hier die Reihenfolge von Asanas vorgegeben ist, wird idealerweise nichts ausgelassen. Somit kann man leicht das eigene Ego verletzen. Die Abfolgen von Asanas sind so aufgebaut, dass diese uns für die spätere Asanas oder Serien vorbereiten. Man wiederholt die Asanas und nutzt das Muskelgedächtnis, um tiefer und tiefer in die Positionen zu gehen – aber es wird dauern. Wenn man die Hingabe nicht hat, wird einem Ashtanga nie gefallen. Es klingt erschreckend, dass man 6 Tage die Woche auf die Matte soll. Idealerweise übt man tatsächlich 6 Tage die Woche die ganze Serie, aber es gelingt uns oft nicht. Es könnte hilfreich sein keine großen Ziele oder Erwartungen am Anfang unserer Practice zu setzen. Man kann mit 3- oder 4-mal die Woche beginnen und wenn man nur 20 Minuten Zeit hat, dann macht man etwas weniger. Wenn es funktioniert, wird man immer mehr und mehr wollen. Ashtanga ist hardcore, aber es hält was verspricht. Das Einzige was man dafür tun muss: „practice, practice, practice“. Das Üben über eine lange Zeit hinaus baut einen starken Körper und Geist auf. Genauso wie man nicht zweimal den gleichen Tag erleben kann, kann man auch niemals die gleiche Practice haben. Viele Sachen nehmen Einfluss darauf, wie unsere Practice abläuft. Das einzig fixe bei Ashtanga Vinyasa Yoga ist, die Abfolge der Asanas, aber nichts anderes. In einer sich ständig ändernde Welt, finde ich persönlich beruhigend, dass man etwas Fixes hat. Wie könnte unser Geist sonst zur Ruhe zu kommen, wenn wir uns auch damit beschäftigen müssen, was wir als Nächstes machen?!

Ashtanga erfordert tapas, das brennende Tun, um voranzukommen. Man kann abends trinken gehen, auf der Couch liegen oder zeitig ins Bett zu gehen, um in der Früh aufzustehen und zu praktizieren. Es heißt nicht, dass man dem alten Leben Tschüss sagen soll und davonlaufen muss. Ganz im Gegenteil. Der Wunsch nach mehr Practice wird kommen, wenn man bereit ist. Man soll sich keinen Zwang antun.

Gib eine Chance dieser großartigen Tradition und lass den Rest einfach zu.

 

YS 1.14 sa tu dīrgha kāla nairantarya satkārāsevito dṛḍhabhūmiḥ 
Langes, ununterbrochenes, hingebungsvolles Üben bildet eine sichere Grundlage.



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Ashtanga Yoga & Ashta-Anga Yoga

Als ich bei der Ausbildung diese zwei Begriffe gehört habe, war ich kurzzeitig verwirrt. Wenn wir hier im Westen über Ashtanga Yoga reden, meinen wir oft Ashtanga Vinyasa Yoga und nicht das, was Patañjali in den Yoga Sutren als Ashtanga Yoga gemeint hat. Die Unterscheidung ist essenziell. Warum?

Ashta-Anga Yoga beschreibt den achtgliedrigen Yoga-Pfad gemäß den Yoga Sutren II.28 ff. Das was wir irrtümlicherweise unter Ashtanga Yoga verstehen, ist nur ein einziges Glied aus diesen acht, nämlich das 3. – Asanas.

Im Sutra II. 29 finden wir die Auflistung von allen acht Glieder dieses Pfades:

yama niyama-āsana prāṇāyāma pratyāhāra dhāraṇā dhyāna samādhayo'ṣṭāv aṅgāni

Die Yamas (Umgang mit der Umwelt) und Niyamas (Umgang mit sich selbst) bestehen jeweils aus weiteren fünf Prinzipien.

Yamas (YS II.30)
ahiṁsā-satya-asteya brahmacarya-aparigrahāḥ yamāḥ
Ahimsā bedeutet nicht nur Gewaltlosigkeit, sondern auch das absolute Gegenteil von Gewalt. Es mag verwirrend klingen, aber denke drüber nach... Gewalt umfasst nicht nur unsere Taten, sondern auch Gedanken. Ahimsā ist im Yoga das oberste Gebot, es ist einzuhalten. Satya (Wahrhaftigkeit), asteya (Nicht-Stehlen), brahmacarya (Enthaltsamkeit) und aparigrahāh (kein Verlangen nach Besitz)

Niyamas (YS II.32)
śauca saṁtoṣa tapaḥ svādhyāy-iśvarapraṇidhānāni niyamāḥ
Reinheit (Śauca), Zufriedenheit (samtosa), Selbstdisziplin (tapas), Studieren von alten Schriften (svadhyaya) und „devotion to God“ (Iishvara-Pranidhana)

Āsana – Körperstellungen, Positionen - in der Ashtanga (Vinyasa) Yoga-Tradition nach Pattabhi Jois die 6 Serien

Prānāyāma – Atemübungen zur Lenkung der Lebensenergie (Prana). Während den Übungen wird die Atmung bewusst gesteuert. In der Ashtanga (Vinyasa) Yoga-Tradition wurden Atemübungen von Pattabhi Jois nur für bereits fortgeschritte Schüler vergeben.

Pratyāhāra – Zurückziehen der Sinne - Kontrolle von unseren Sinnesorganen. Unser Geist wird nicht von äußeren Eindrücken abgelenkt.

Dhāranā – Konzentration - den Geist auf einen Punkt fixieren. Während Dhāranā ist unser Citta (Geist) ruhig gestellt. Diese Stufe ist eine Vorstufe zu Dhyāna .

Dhyāna – Meditation - wenn die Vorstufe - Dhāranā  - ohne Unterbrechung über einen längeren Zeitraum anhält, wird über Meditation gesprochen.

Samadhi – komplette Erlösung

Yoga ist eine Lebenseinstellung und jeder kann Yoga praktizieren, da es an jegliche Lebenssituationen anpassbar ist. Was wir „Westler“ meistens als Yoga bezeichnen, sind nur Asanas, aber kein Yoga. Asana ist nur der Anfang.

„Practice and all is coming!"

Um diese kompakte Einführung zu verstehen, muss man einige wichtige Sachen noch dazu erwähnen:

Die Yoga Sutren von Patañjali gelten als eine der wichtigsten Yoga-Schriften. Es ist wichtig zu erwähnen, dass Patañjali die Yoga Sutren nicht selbst erfunden hat. Er hat das bereits vorhandene Wissen gesammelt und in 195 Sutren (Aphorismen) niedergeschrieben. Wer Patañjali war, wissen wir nicht genau. Es wird gesagt, dass er eine Inkarnation von śesha, der Weltenschlange war, daher wird er als halb Mensch und halb Schlange dargestellt. Seine Hände sind in Anjali Mudra vor seiner Brust zusammengeführt. Der Name Patañjali bedeutet: Pat – gefallen und añjali – Opfergabe oder Hände zum Gebet gefaltet. Er ist auf die Erde gekommen um Yoga zu Unterrichten.

Die Sutren sind zeitlose Weisheiten, die wir in unseren Alltagsleben ebenfalls integrieren können.

In den Yoga Sutren sind drei Yoga-Pfade beschrieben, die uns zu Samadhi führen können. Zwei von diesen Wegen sind für bereits sehr Fortgeschrittene. Wir, die sozusagen normalsterbliche Menschen, können aber ebenfalls Samadhi erreichen, indem wir den Yoga-Weg von Ashta-Anga gehen.



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Surya Namaskar

In der Ashtanga (Vinyasa) Yoga Tradition wird die Practice mit meistens 5 Runden Surya Namaskar A und 3-5 Runden Surya Namaskar B begonnen. Die wichtigste Frage ist eigentlich: warum?

Man kann oft lesen, dass der Sonnengruß oder Surya Namaskar als Aufwärmung des Körpers dient. Nun, JEIN. Tatsächlich wird der Körper nach jeder Runde Surya Namaskar weicher, aber was viel wichtiger ist: durch diese Bewegungen kommen die pranische und apanische Energien in Pendelbewegung. Pranische Energie ist die einatmende, aufsteigende und apanische ist die abführende, nach unten ziehende Energie. Diese Energieflüsse begleiten uns durch unsere ganze Practice, da jede einzelne Asana sowohl pranische als auch apanische Elemente beinhaltet, z.B.: Paschimottanasana (sitzende Vorwärtsbeuge): Vorwärtsbeuge - apanisch, Öffnen des Brustkorbs - pranisch.

Auf physischer Ebene wird unser kardiovaskuläres System stimuliert, die Muskel bzw.Gelenke werden weicher (aufgewärmt) und unser Fokus wird auf die Practice gerichtet. 5 Runden Surya Namaskar A und 5 Runden B können ebenfalls als eine vollständige Asana-Practice betrachtet werden. Die Übungsabfolge hilft uns zu verstehen, wie Asana, Atem und Fokuspunkte miteinander zusammenhängen. Man soll während der ganzen Abfolge tief und vollständig atmen bzw. sich entspannen können, bevor man weitere Asanas lernt.

“Breathing is very important. Without breathing, the spiritual mind and body are not coming. There is a method to breathing. That is Vinyasa.”- Sri K. Pattabhi Jois.

Praktizierende, die sich noch am Anfang des Ashtanga (Vinyasa) Yogaweges befinden, üben oft nur 5 Runden Surya Namaskar A eventuell 3 Runden B und die letzte 3 Asanas der Closing Sequences. Diese Abfolge ist insbesondere am Anfang sehr fordernd, daher wird empfohlen, die Practice langsam, Asana für Asana, aufzubauen.

Es fühlt sich für mich persönlich so an, als ob ich nach Hause kommen würde. Ich rolle meine Matte aus, stelle mich am Anfang der Matte in Samastithi hin, atme tief durch, nehme den Boden unter meinen Füßen wahr und beginne meinen ersten Sonnengruß A. Surya Namaskar A und B bereiten mich physisch und mental auf meine Practice vor. Diese Abfolgen beinhalten alles, was man während der Serie benötigt: Rückbeugen, Dehnung von Hamstrings, Hüftöffnungen und Aufbau der Körperspannung. All diese Elemente werden in der Serie nur vertieft und intensiver geübt. Es gibt selbstverständlich keine zwei gleiche Practice, wie auch keine zwei gleiche Sonnengrüße, trotzdem gibt mir das Gefühl einen sicheren und vertrauten Anfang meiner Practice.